Online heiraten – Ist das möglich?
Online heiraten – Ist das möglich?
In einer Welt, in der zunehmend alles digitalisiert wird, ist es keine Überraschung, dass immer mehr Paare im Internet heiraten möchten. Manchmal erfolgten zuvor bereits das Kennenlernen und der Antrag dort. Obwohl eine virtuelle Trauung auf den ersten Blick nicht sehr romantisch klingt, scheint es für manche die einzige Option, insbesondere wenn sie weit voneinander entfernt wohnen.
Aber kann eine virtuelle Trauung tatsächlich die klassische Hochzeit ersetzen? Wahrscheinlich fehlt das besondere Flair und die Verwandten können nicht physisch anwesend sein. Darüber hinaus sind auch Online-Eheschließungen mit Kosten verbunden – etwa für den Standesbeamten und die Urkundenausstellung.
Kann man tatsächlich online heiraten? Und was sagt der Gesetzgeber dazu? Hier erfahren Sie, wo eine Online-Eheschließung möglich ist und ob sie in Deutschland ein unerfüllter Traum bleibt.
Entfernung muss kein Hindernis sein – Heiraten über Webcam und Instant-Messenger
Auf den ersten Blick klingt eine Trauung über Webcam und Instant-Messenger alles andere als romantisch, aber wenn man keine andere Wahl hat, wie zum Beispiel bei großer Entfernung zwischen den Verlobten, ist es eine willkommene Option – in der Hoffnung, dass das Brautpaar sich bald persönlich treffen und umarmen kann.
Auch für eine spontane Hochzeit eignet sich die virtuellen Variante bestens. Der Beistand eines Geistlichen oder Standesbeamten sowie Trauzeugen ist dabei trotzdem unverzichtbar.
Im Leben gibt es zudem Situationen, die von besonderen Umständen geprägt sind, weshalb Braut und Bräutigam sofort heiraten wollen. So möchte der Mann beispielsweise die Verlobte sicher wissen, wenn er selbst in den Krieg ziehen muss.
Die Online-Hochzeit: Vor- und Nachteile einer virtuellen Eheschließung
Online zu heiraten, bietet eine Menge Vorteile für Paare, die sich im virtuellen Raum kennengelernt haben oder aus unterschiedlichen Gründen keine traditionelle Hochzeit feiern können.
Einer der großen Vorzüge ist die Bequemlichkeit – das Brautpaar muss sich nicht an einen bestimmten Ort begeben, um vor einem Standesbeamten oder Geistlichen zu heiraten. Stattdessen können sie die Zeremonie komfortabel von zu Hause aus durchführen. Auch die Kosten sind in der Regel niedriger, weil keine Reise- und Unterbringungskosten anfallen.
Ein weiterer Vorteil ist die äußerst flexible Gestaltung. Da keine physische Anwesenheit erforderlich ist, kann das Brautpaar die Ehe zu einem Termin und an einem Ort ihrer Wahl besiegeln.
Allerdings gibt es auch ein paar Nachteile bei der Entscheidung, sich online das Ja-Wort zu geben. Einer der größten ist, dass es in den allermeisten Ländern nicht rechtlich anerkannt wird. Das bedeutet, dass die Ehe in den Augen des Gesetzes ungültig ist.
Auch fehlt es an der romantischen Atmosphäre einer traditionellen Hochzeit, an dem Moment des In-Person-Zusammenseins mit Freunden und Familie. Wo keine Zeremonie in einer schönen Umgebung stattfindet, fehlen auch der erinnerungswürdige Empfang, das gemeinsame Essen und die Nacht auf der Tanzfläche.
Zudem ist die Online-Eheschließung – trotz geringerem Aufwand – nicht völlig kostenlos.
Eine Online-Eheschließung bleibt in Deutschland ein unerfüllter Traum: Was das Gesetz dazu sagt
In Deutschland ist es gegenwärtig nicht möglich, online zu heiraten, da dies auch hierzulande gegen das geltende Eherecht verstößt. Nach dem deutschen Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) müssen Braut und Bräutigam bei einer Trauung physisch anwesend sein, um die Ehe rechtswirksam einzugehen. Eine Eheschließung per Video- oder Telefonkonferenz wird daher nicht anerkannt.
Eine Eheschließung erfordert laut Gesetz auch die Anwesenheit von mindestens zwei Zeugen sowie einem Trauzeugen. Diese Voraussetzungen lassen sich bei einer virtuellen Trauung natürlich nicht umsetzen. Außerdem muss die Trauung von einem zugelassenen Standesbeamten vorgenommen werden. Da dessen Anwesenheit also ebenfalls zwingend erforderlich ist, ist die Online-Eheschließung endgültig vom Tisch.
Im Übrigen unterliegen auch religiöse Trauungen diesen Vorschriften. Eine kirchliche Trauung muss laut den Regeln der jeweiligen Konfession immer in Anwesenheit beider Ehepartner und eines Geistlichen stattfinden. Eine virtuelle Hochzeit kann daher auch im Rahmen einer religiösen Trauung nicht durchgeführt werden.
Darüber hinaus herrschen Bedenken hinsichtlich der Sicherheit bei virtuellen Trauungen. Ohne eine physische Überprüfung der Ehepartner besteht das Risiko, dass sich jemand als jemand anderes ausgibt und eine ungültige Ehe eingeht.
Dennoch versuchte vor einiger Zeit ein Paar den Versuch einer Anerkennung ihrer virtuell geschlossenen Ehe. Es handelte sich um einen türkischen Staatsbürger und eine bulgarische Staatsangehörige, die ihre Eheschließung über die Website des US-Bundesstaates Utah vollzogen. Der Mann beantragte anschließend eine Bescheinigung bei der Stadt Duisburg, um damit seinen ordnungsgemäßen Aufenthalt im Bundesgebiet nachzuweisen. Doch der Versuch scheiterte. Das Düsseldorfer Verwaltungsgericht hat die Online-Heirat schließlich als ungültig erklärt.
Die nicht-rechtsgültige Heiratsurkunde: Eine symbolische Geste der Liebe
Trotzdem gibt es einige wenige Länder, in denen eine Online-Eheschließung möglich ist. Es wird jedoch dabei meist keine Option angeboten, um eine rechtsgültige Trauung abzuhalten. Rein online handelt es sich also vor allem um Spaßveranstaltungen.
Diese Art von Online-Hochzeit wird von vielen Unternehmen angeboten, welche anschließend Zertifikate ausstellen, die jedoch keine rechtsgültige Heiratsurkunde ersetzen. Eine solche Hochzeit kann als Bestätigung der Liebe an einem Jahrestag oder als Vorbereitung auf die richtige Trauung stattfinden.
Nicht überall ein Fake: Online-Trauungen sind in bestimmten Ländern möglich
Heiraten ohne Wartezeit ist heute in einigen Ländern der Welt tatsächlich Realität. So können Paare in Saudi-Arabien und Bangladesch bereits online den Bund fürs Leben schließen. Auch in den USA ist eine Online-Eheschließung von Seiten des Gerichts in einer begrenzten Anzahl von Staaten möglich. Zu diesen zählen derzeit Kalifornien, Colorado, Texas und Montana.
In den letzten Jahren mussten – auch in Deutschland – aufgrund der Corona-Pandemie viele Hochzeiten verschoben werden. In solchen Fällen bietet sich die Online-Hochzeit als kleines Trostpflaster und Spaß machende Alternative an. Aufgrund notwendiger Änderungen des geltenden Rechts bleibt es aber unwahrscheinlich, dass es hierzulande bald rechtsgültige Heiratsmöglichkeiten via Zoom, Skype und Co. geben wird.